Geschichte der Stadt

Geschichtliche Ereignisse


1021

Auf die Bitte des Bischof Egilbert von Freising schenkt Kaiser Heinrich II. dem Kloster Weihenstephan die Insel Sachsengang (Urkunde von 14. November 1021). Egilbert, der lange Zeit der Kanzler Kaiser Heinrichs II. war, hatte das Eigenkloster Weihenstephan in ein Benediktinerkloster nach der „Gorzischen Reform“ umgewandelt. Diese Reform war so etwas wie eine Gegenbewegung zur cluniazensischen Reform und unterstützte das Königtum und dessen Reichskirchenpolitik. In der Urkunde werden zwei Örtlichkeiten genannt: Ein gewisser Teil der insuleSahsonoganc (Insel Sachsengang) nach dem Namen Sahso (Sachso) und ein locus Zuntinesprucca in dem der Name Unto (Undo, Undio) enthalten ist. Es war üblich, dass man den angestrebten Grundbesitz bereits bearbeitete und erst später um eine Besitzbestätigung bat. Daher kann angenommen werden, dass die beiden Freisinger Dienstmannen schon seit mehreren Jahren in diesem Gebiet arbeiteten. Die Größe des Schenkungsgebietes entsprach dem Gebiet der heutigen Großgemeinde und den Orten Raasdorf und Großhofen.

1024

Kaiser Heinrich II. stirbt als letzter der Liudolfinger Familie. Er war der Schwager des Árpádenkönigs Stephan I. Dies macht die lange Friedensperiode im Marchfeld erklärbar. Mit dem nachfolgenden König und späteren Kaiser Konrad II., einem Salier, kommt es zu einem politischen Kurswechsel.

1030

Kaiser Konrad II. zieht mit dem Reichsheer nach Ungarn. Er muss erfolglos umkehren, wobei das Reichsheer bei Wien in Gefangenschaft gerät. Konrad kehrt ohne Heer in das Reich zurück. Die Friedensverhandlungen führen sein erst 13-jähriger Sohn Heinrich III. und sein Berater Bischof Egilbert von Freising. Das Marchfeld und große Teile des Wiener Beckens kommen wieder unter ungarische Herrschaft. Deshalb übernimmt Bischof Egilbert das gefährdete Schenkungsgebiet und übergibt dagegen dem Eigenkloster Weihenstephan reichen Besitz im sicheren Bayern.

1042

König Heinrich III. greift in einer langwierigen Herrschaftskrise in Ungarn ein. Es folgen mehrere Feldzüge und Gegenangriffe. Das Marchfeld wird wieder zurückgewonnen.

1076-1122

Zwischen Kaiser Heinrich IV. und Papst Gregor VII. entspinnt sich ein heftiger Streit, der das Heilige Römische Reich in eine tiefe Reichskrise stürzt. Dadurch wird die Königsmacht sehr geschwächt, im Reich entstehen zwei Parteien, die kaisertreue Seite, zu der sich Bischof Meginhard von Freising bekannte, und die papsttreue Seite, an der der Babenberger Markgraf Leopold II. stand. Leopold verwies alle papstfeindlichen Würdenträger aus dem Land und übernahm deren Besitz. Heinrich IV. setzte den Babenberger ab,  es kam zur Schlacht bei Mailberg (1082). Leopold unterlag in der Schlacht, das Weinviertel wurde verwüstet, aber der Adel des Landes blieb ihm treu und der Markgraf konnte sich seine Position erhalten. Für Freising waren die ganzen österreichischen Besitzungen über einige Jahrzehnte verloren gegangen.

1120

Mit Adalbert von Sachsengang (Adalbertus de Sahsingan) scheint erstmalig ein Ministeriale auf, der sich nach dem Ort, oder – wenn sie bereits errichtet worden war – der Burg nannte. Sein Name steht in den Klosterneuburger Traditionen, einer Urkundensammlung des babenbergischen Hausklosters. Damit wird klar, dass um 1120 der Sachsenganger Besitz mit seinem Ministerialen Adalbert vom Bistum Freising zum Landesherrn gewechselt sind.

1137

Otto von Babenberg, der Bruder des Markgrafen Leopold IV. wird Bischof von Freising. Er ist ein wichtiger Geschichtsschreiber. Ab 1156 begann er die Gesta Friderici Imperatoris, die Geschichte seines Neffen, des Kaisers Friedrich Barbarossa, zu schreiben.

1150

Erste Nennung des Hartnit von Sahsengange als Ministeriale der Babenberger.

1156

Österreich wird ein eigenständiges Herzogtum. Der Babenberger Heinrich II. Jasomirgott wird Herzog von Österreich, die MarchaAustria wird von Kaiser Friedrich I. Barbarossa zum Herzogtum umgewandelt. Das kaiserliche Diplom wird privilegium minus genannt.

1158

Bischof Albert von Freising berichtet dem Domkapitel über seine Verhandlungen mit Herzog Heinrich II. und einigen Adeligen. Albert forderte die Rückerstattung der, während des Investiturstreits entfremdeten, freisingischen Güter. Er bemerkt, dass einige der ehemaligen Freisinger Ministerialen einsichtig waren, nur Hartnid von Sachsengang verweigerte die Gefolgschaft (…solus Hartnidus de Sahsengange contentiose adhuc nobis resistit…). Deshalb blieb die Burg im Besitz des Herzogs. Groß-Enzersdorf war damit zum alleinigen Herrschaftsmittelpunkt Freisings im Marchfeld geworden und wurde entsprechend ausgebaut.

1160

Das erste Urbar (Güter- und Abgabenverzeichnis) mit der erstmaligen Nennung von Encinesdorf  wird erstellt. Das Dorf hatte 36 ½  Bauernlehen (Huben, Höfe) und einen Wirtschaftshof. Im Wirtschaftshof befand sich ein gemauertes Gebäude, die Camera (Raum oder Gewölbe). Von dieser Camera aus erfolgte die Verwaltung aller Güter, die Überwachung der Abgaben, sowie der Beaufsichtigung aller Dörfer. Zum Wirtschaftshof gehörten ca. 30 Hörige, und es gab eine eigene Landwirtschaft. Zum Freisinger Besitz gehörten die Dörfer Raasdorf (Rochelinesdorf) mit 23 Lehen, Wittau (Wittowe) mit 22 Lehen, Wisentesniusidele (die Lage ist nicht bekannt) mit 20 Lehen, Untineswerde (vermutlich das abgekommene Tyemdorf/Deindorf), Wolfeswerde (abgekommen, siehe Flurname Wolfswither Feld), Ramprehteswerde (unbekannt) und Santa (unbekannt).

1189

Herzog Leopold V. und sein Sohn Friedrich I. verzichten auf die Marchfutterabgabe, die kleine Gerichtsbarkeit und die Burgwerksabgabe (marhreht et lantgerihte et burhwerh).Diese Abgaben dem Landesherrn zu „dienen“. Die Befreiung galt nur für Enzersdorf, nicht für die anderen freisingischen Besitzungen. Da diese Abgaben zu den Prärogativen (Vorrechte des Königs) gehörten, ersuchte man um die Zustimmung Kaiser Friedrichs I. (Barbarossa). Damit wird Enzersdorf nach und nach zur vollwertigen Herrschaft.

Begriffserklärung:  

marhrecht hieß die Haferabgabe für das kaiserliche Heer. Das Wort marh kommt nicht von Mark, sondern aus dem germanischen Sprachgebrauch marko = Mähre. Die Marchfutterabgabe wurde später in Geld abgegolten.

burhwerh war die Abgabe zur Erhaltung von Burgen, Brücken und Straßen. Das Burgwerk musste lange Zeit als Frondienst (Vron = Herr) geleistet werden.

lantgerihte war die niedere Gerichtsbarkeit. Die Gerichtsbarkeit lag in den Händen der Vögte und später beim Landesherrn. Dies musste bezahlt werden. Diese hohen Kosten konnten eingespart werden.          

1202

Bischof Otto II. von Freising leiht dem Domkapitel in Passau 150 Mark und erhält dafür über einen längeren Zeitraum den  Kirchenzehent von Enzersdorf. In dieser Urkunde erfolgt die erstmalige Erwähnung einer capelle in Enzinsdorf.

1212

Bischof Manegold von Passau bestätig die Verfügung seines Vorgängers Bischof Theobald über die Rückstellung des Patronatsrechtes auf die Kirche zu Enzersdorf an Freising. (…ius presentationis in capella Enzinsdorf…). Diese Rechte dürften in der Zeit des Investiturstreites entstanden sein.

1235

Ein Eisstoß führte zu einer Überschwemmung. ( Das war kein seltenes Ereignis: Liste über Donauüberschwemmungen bei Wien: 1012, 1193, 1194, 1234/35, 1340, 1342, 1399, 1402, 1412, 1438, 1440, 1445, 1456, 1489, 1501, 1566, 1602, 1613-15, 1677 Groß-Enzersdorf, 1682, 1708, 1716, 1729, 1740, 1741, 1743, 1744, 1753, 1758, 1760, 1768, 1771, 1784, 1787, 1830 , 1850, 1862, 1870, 1876, 1880, 1878 Eßling, 1880, 1899, 1949, 1954, aus Wien Geschichte Wiki Überschwemmungen vom 11. Juni 2015

1240

Herzog Friedrich II.  der Streitbare nimmt die Vogtei von Enzersdorf an sich. Bischof Konrad hatte sie zuvor dem Ulrich von Pillichsdorf mit 500 Pfund Pfennig abgelöst.

1253

König Ottokar Premysl von Böhmen übernimmt als Herzog von Österreich die Vogtei von Enzersdorf für nicht mehr als jährlich 30 Pfund Wiener Pfennig. Da die Herren von Pillichsdorf gegen die Abgabe der  Vogtei Einwände hatten, entspann sich ein Streit der bis 1262 dauerte.

1256

Rechtsstreit zwischen dem Bischof von Freising gegen den Priester Wisinto in Wien vom Bistum Passau um die Rückgabe der Kirche von Probstdorf. Die Gerichtsverhandlungen wurden nach vielen Einsprüchen der Passauer erst 1284 beendet und Freising erhielt die Orte Probstdorf, Schönau und Urfahr zurück.

1265

Die Gemeinden Raasdorf und Mühlleithen kaufen die Insel Kleinwerd (Chleinwerde) dem Liupold von Sachsengang ab. Erstmalige Nennung von Mühlleithen (Mvlleuten).

1277

Der Habsburger König Rudolf I. bestätigt, dass er und seine Söhne von Bischof Konrad II. von Freising die Vogtei von Groß-Enzersdorf zu Lehen bekommen haben. Rudolf weist den Landrichter Konrad von Billichsdorf (Pillichsdorf) an, den Bischof Konrad II. von Freising in der Ausübung des Landgerichtes nicht zu beeinträchtigen (Der Landrichter wollte das Privileg der Enzersdorfer von 1189 offensichtlich nicht anerkennen, da es für ihn einen finanziellen Verlust bedeutete). Den Amtsleuten des Königs wird befohlen, die Freisinger in der Ausübung des Jagdrechtes nicht zu behindern.

1296

Das zweite freisingische Urbar für Enzersdorf wurde erstellt. Darin lässt sich das Wachstum der Herrschaft erkennen. Enzersdorf (Enczesdorf) war bereits zum Markt geworden und hatte 42 Lehen. An neuen Örtlichkeiten wurden Chrainort (abgekommen), Pysdorf (Bischolfsdorf) mit 15 Lehen, Großhofen (Houen) mit 20 Lehen genannt. Nach dem Ende des Rechtsstreits mit Passau wurden nun auch der Markt Probstdorf (forumProbstorf) mit 28 Lehen und die Dörfer Schönau (Schônnach) mit 13 Lehen und Urfahr (Vruar) in das Urbar aufgenommen.

1298

Herzog Albrecht von Österreich verpfändet Bischof Emicho von Freising unter Anderem die Vogteirechte von Enzersdorf, Raasdorf, Pysdorf. Da der Herzog schon vorher 400 Mark Silber geliehen hatte, betrug nun die Gesamtschuld „… tausent march vnd sehs vnd sehzich march loetigs silbers….“. (1066 Mark, das sind ungefähr 400 bis 500 kg Silberpfennige).

1312

Bischof Gottfried von Freising ernennt Reimprecht von Ebersdorf, den Burggrafen zu Groß-Enzersdorf, zum Sachwalter des Freisinger Gutes in Österreich vor den Landgerichten des Herzogs (Friedrich der Schöne). Damit kann er die Belange der Freisinger Güter hierorts vertreten.

1321

Am 19. August verkaufen Leupold und Chunigunde von Sachsengang Teymendorf (das heute abgekommene Dorf Deindorf) bei Groß-Enzersdorf an Reinbrecht von Ebersdorf um 60 Pfund Wiener Pfennige.

1327

Bischof Konrad von Freising spricht Reinpreht von Eberstorf von seinen Pflichten und Gelübden als Pfleger der Burg Gross-Enzersdorf los, wenn er dieselbe an Heinrich, oder Friedrich, oder Reinpreht von Wallsee übergäbe. Reinprecht von Ebersdorf war noch Burggraf, nun änderte man die Verwaltung und ernannte Pfleger. Diese waren Amtsträger mit administrativen und juristischen Aufgaben.

1396

Berthold von Wehingen, Bischof von Freising und Kanzler von Österreich ob und unter der Enns, erhält von den Herzögen Wilhelm, Leopold und Albrecht IV. die Erlaubnis, den MarcktEnzersdorff mit einer Mauer zu umgeben. Damit erlangte Enzersdorf das Stadtrecht. Der Mauerbau wurde 1399 fertig gestellt.

1423

Bischof Nikodem von Freising bestätigt das Jahrmarktrecht für den 24.August (heute noch Kirtagwochenende) und veranlasst den Bau des Bürgerspitals.

1489

Erster Schulmeister in Entzersdorff

1529

Die Osmanen unter Sultan Soliman belagern die Stadt Wien (Erste Wiener Türkenbelagerung). Weite Teile des Marchfeldes werden entvölkert.

1672

Georg Matthäus Vischer hält Statt Enzersdorff bildlich fest.

1683

Die Osmanen unter dem Großwesir Kara Mustafa belagern erneut die Stadt Wien (Zweite Wiener Türkenbelagerung). Furchtbare Verwüstungen unter Hüseyin-Pascha.

1713

Die Stadt wird von der Pest heimgesucht. Es war die letzte Pestepidemie. Österreichweit sind 9000 Tote zu beklagen. Die Pest war eine Seuche die alle – arm oder reich – dahinraffte. Nach der Pestandemie von 1348 bis 1350 trat diese Seuche in unserem Raum in den Jahren 1370, 1381, 1410, 1414 bis 1419, 1435, 1480 bis 1483, 1521, 1529, 1541, 1563, 1568, 1570, 1588, 1679, 1691 und 1713 bis 1714 auf.

1730

Feuersbrunst in der Stadt. Auch die Kirche und das Schloss wurden vom Feuer erfasst.

1791

6.Juli: Landung des französischen Luftschiffers Jean-Pierre Francois Blanchard vor den Toren der Stadt.

1809

Am 20. Mai findet die Schlacht von Aspern statt. Die Stadt Enzersdorf wird von einem Trupp französischer Soldaten eingenommen. Anschließend werden die Franzosen zurückgedrängt.

Am 4. Juli findet ein Bombardement der französischen Artillerie auf die Stadt statt. Stadtl Enzersdorf wird in Brand geschossen. Die Stadt wird wieder eingenommen, Plünderungen erfolgen, das Schloss und Rochus-Kapelle gehen in Flammen auf. Die Annalen der Stadt verbrennen. Gleichzeitig überschreiten die französischen Truppen die Donauarme bei Mühlleithen an mehreren Stellen. Etwa 150.000 Soldaten Napoleons nahmen für die Schlacht am 5. Juli bei Wagram Aufstellung. Erzherzog Karl hatte ca. 136 000 Mann zur Verfügung. Die Südarmee unter Erzherzog Johann hatte eine Stärke von 12 000 österreichischen Soldaten und zwei ungarischen Reiterdivisionen. Doch sie erreichte das Marchfeld zu spät. Als Erzherzog Karl davon erfuhr, brach er die Schlacht von Wagram am 6. Juli um 15 Uhr ab und befahl den geordneten Rückzug.

1820

Beginn eines fahrplanmäßigen Reisedienstes. Von der Wiener Leopoldstadt, Wirtshaus zum Schwarzen Adler (heute Wien 2, Taborstraße 11), fährt der von zwei Pferden gezogene Gesellschaftswagen (Stellwagen) nach Groß-Enzersdorf. Dieser Reisewagen für acht bis zwölf Personen wird als „bequeme und größtentheils auch ziemlich nette Fahrgelegenheit“ beschrieben.

 

1830

Überschwemmung. Dank der privaten Initiative Josef Steinbrechers (Steinbrecher Damm) wird das Stadtl Enzersdorf davor bewahrt. Kimmerleinsdorf wird bis auf 3 Gebäude zerstört. An seiner Stelle entsteht mit Hilfe des Kaiserhauses Franzensdorf.

1867

Gründung des patriotischen Hilfsvereins, der Vorläufer des Roten Kreuzes.

1868

Gründung der freiwilligen Feuerwehr Groß-Enzersdorf.

1886

Die Dampftramway nimmt den Betrieb von Floridsdorf nach Groß-Enzersdorf auf. Die Firma Krauss & Comp. erhielt die Konzession für den Bau einer südlichen und nördlichen Linie. Die nördliche Linie führte von der Stefaniebrücke über Floridsdorf und Kagran nach Groß-Enzersdorf.

1903

Entstehung der Volks- und Bürgerschule.

1922

Elektrifizierung der Tramway.

1938

Österreich wird Nazideutschland eingegliedert. Novemberpogrom und Vertreibung von 150 jüdischen Mitbürgern. Viele von ihnen wurden in Konzentrationslagern ermordet.

1940

Baubeginn am Donau-Oder Kanal durch ZwangsarbeiterInnen.

1944

7. Oktober: Bomben treffen Häuser in Groß-Enzersdorf.

1945

12. April: Soldaten der roten Armee erobern die Stadt.

1954

Groß-Enzersdorf wird wieder eine selbständige niederösterreichische Stadt.

1960

800 Jahr Feier anlässlich der ersten urkundlichen Erwähnung

1962

Am Becken 3 und 4 des Donau-Oder-Kanals werden Bungalows errichtet.

1966

Beginn der Errichtung der Kanalisation und der Kläranlage.

1967

Errichtung der Rot-Kreuz Station. Auf dem Blanchard-Feld wird ein Autokino eröffnet.

1969

Die Auvorstadt bietet zusätzlichen Wohnraum.

1970

Bau der integrierten Gesamtschule. Die elektrische Straßenbahnlinie 317 wird durch eine Autobuslinie ersetzt.

1971/72

Gemeindezusammenlegung zur Großgemeinde.

 

Quelle: Herbert Kovacic

Zur Entstehung der Herrschaften Sachsengang und Groß-Enzersdorf

Seit Ende des 10. Jahrhunderts verfolgten Kaiser Heinrich II. und König Stephan I. von Ungarn eine aktive Friedenspolitik. Begünstigt dadurch begannen Freisinger Dienstmannen und deren Gefolgschaft (familia) mit der Besiedelung des südlichen Marchfeldes. Den Beginn dieser bayerischen Zuwanderung kann man um das Jahr 991 annehmen. Verschiedene Jahrbücher berichten in dieser Zeit über einen Sieg des Bayernherzogs Heinrich II. über die Ungarn. Das Marchfeld war zu dieser Zeit noch unsicher, da sich – wie wir vom Bericht über das Martyrium des irischen Missionars Koloman wissen – die Grenzposten im Jahre 1012 noch bei Stockerau befanden. Die Bewohner dieses gemischt besiedelten Gebietes stammten zum Teil aus der Zeit des Mährischen Reiches, es waren zum großen Teil Slawen oder ungarische Grenzwächter.

Fest steht, dass Freisinger Dienstleute das Land seit vielen Jahren bebaut hatten. Deshalb ersuchte Bischof Egilbert von Freising Kaiser Heinrich II. es dem freisingischen Eigenkloster Weihenstephan zu schenken. Mit der Ausstellung des diesbezüglichen kaiserlichen Diploms am 14. November 1021 werden zwei Siedlungszentren der heutigen Gemeinde Groß-Enzersdorf erstmals in der  Geschichtsschreibung sichtbar. Der Urkundentext erwähnt das Schenkungsgebiet – einen Teil der insula Sahsonaganc – welches an dem Ort locus Zuntinesprucca – beginnt. Die zwei Ortsbenennungen beinhalten die Namen der vor Ort verantwortlichen Personen.

 

Diplom Kaiser Heinrichs II.

Abbildung 1:  Diplom Kaiser Heinrichs II.

Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Signatur: „Hochstift Freising Urkunden 18“

Wenden wir uns vorerst der Insel Sachsengang zu, die nach dem Dienstmann Sachso (sein Name ist in mehreren Schreibweisen überliefert) benannt ist. Er hatte den Wirtschaftshof beim heutigen Dorf Oberhausen gegründet und bewirtschaftet. Archäologische Befunde weisen auf die Existenz eines Wirtschaftshofes und einer Burg – den heutigen Kirchberg des Ortes – hin.

Anlage des Schlosses Sachsengang mit Wirtschaftshof

Abbildung 2:    Anlage des Schlosses Sach­sen­gang mit Wirtschaftshof.

Auszug aus Original­blättern der Urmappe des Franziszeischen Ka­tasters (1817 bis 1824)  Nr. OM 06216_8.

(„© BEV 2014, Vervielfältigt mit Genehmigung des BEV – Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen in Wien, T2014/106019“).

 

Etwas später entstand an der Stelle des heutigen Schlosses Sachsengang – also sehr nahe bei der alten Burg – eine zweite Burg mit angeschlossenem Wirtschaftshof. Die beiden frühen Festungen werden als Hausberge (Haus = Burg) bezeichnet.

 

Die Veste Saxengang 1672

Abbildung 3:   

Die Veste Saxengang 1672 (Schloss Sachsengang)

Radierung von Georg Mat­thäus Vischer.

Mit freundlicher Genehmigung von

Frau Dr. Mary-Rose Taeuber.

Die zweite Ortsbezeichnung zielt auf jenen Ort, der locusZuntinesprucca hieß. Von ihm wissen wir sehr wenig, nur dass er westlich von Sachsengang gelegen sein muss und bei einer Brücke lag. Da Brückenbauwerke in dieser Zeit wichtige Zolleinhebungspunkte waren, kann man annehmen, dass sich auch hier ein Wirtschaftshof befunden hat. Die Bezeichnung Zuntinesprucca muss wohl als Zu-Untines-Brücke verstanden werden. Darin lässt sich unschwer der zweite Freisinger Dienstmann, Unto oder Undo bzw. Undio erkennen. Auch dieser Name ist in verschiedenen Schreibweisen überliefert. Sachso und Undo sind sogenannte Leitnamen, die innerhalb der jeweiligen Familie über Generationen weitergegeben wurden. Beide Familien waren geachtet und stellten Zeugen bei der Ausstellung von Urkunden, was damals ein eindeutiges Zeichen für gehobene soziale Stellung war. Wir können die Existenz dieser Familie bis in das 9. Jahrhundert nachverfolgen, weil ihre Angehörigen in vielen freisingischen Urkunden vertreten sind. Sie waren die ersten freisingischen „Beamten“, die im Marchfeld – das zu dieser Zeit zur Mark des Babenbergers Adalbert gehörte – genannt wurden. Der Name Undo wird sogar später noch für lange Zeit in der Ortsbezeichnung Untineswerde geführt.

Bei der nächsten Erwähnung der Insel Sachsengang, sie ist im Freisinger Kopialbuch erhalten geblieben, spiegeln sich die politischen Verhältnisse einer unruhig gewordenen Zeit wieder. Der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, Heinrich II., starb im Jänner 1024. Dadurch lösten sich die Familienbande zwischen Reich und Ungarn, also dem Haus der Liutpoldinger/Ottonen und den Árpáden. Der ungarische König Stephan I. war ja der Ehemann der Schwester Heinrichs II., Gisela. Über all diese Jahre hatte diese Verbindung für Frieden im Marchfeld gesorgt und das Schenkungsgebiet konnte sich gut entwickeln.

Mit dem Regierungsantritt des Salierkaisers Konrad II. endete der Frieden. 1030 drang er mit dem Reichsheer in Ungarn ein, doch der Feldzug endete desaströs: Das Reichsheer wurde von den magyarischen Verbänden bei Wien gestellt und Konrad musste ohne Heer zurückkehren. Die Friedensverhandlungen überließ er seinem erst dreizehn Jahre alten Sohn, dem späteren Kaiser Heinrich III. und dessen Berater – Bischof Egilbert von Freising. Egilbert, der ja viele Jahre Kanzler und Vertrauter Heinrichs II. war und wahrscheinlich auch König Stephan gut kannte, besaß offensichtlich auch das Vertrauen Konrads II. Doch der Frieden und die Freigabe des Reichsheeres wurden teuer: Egilbert und Heinrich III. mussten dem Verlust von großen Teilen des Marchfeldes und des Wiener Beckens zustimmen. Egilbert sah, dass dabei auch das Schenkungsgebiet um Sachsengang betroffen war, weshalb er dem Kloster Weihenstephan den unsicher gewordenen Besitz gegen sichere Orte in der Nähe Freisings austauschte. Im Zusammenhang mit den oben geschilderten Ereignissen muss der Gütertausch noch 1030 erfolgt sein. Der Tauschvertrag zeigt, wie ertragreich das Sachsenganger Gebiet wohl war. Immerhin erhielt Weihenstephan darin im Austausch elf unterschiedlich große Orte mit Pfarren, Mühlen und anderen Pertinenzen sowie Besitz in der Stadt Regensburg und vier weiteren Orten. Es muss allerdings berücksichtigt werden, dass zu dieser Zeit der Sachsenganger Besitz noch ungeteilt war. Die Burg Sachsengang und die Orte, welche in der Zeit des Investiturstreites entfremdet wurden, sind in diesem Vertrag noch in Freisinger Hand und wurden ebenfalls abgegolten.

Nach dem Tod König Stephans im Jahre 1038 begannen in Ungarn Thronfolgestreitigkeiten. Der nachfolgende König, Peter I., wurde im Lande nicht anerkannt, und 1043 vom Thron gestürzt. Er flüchtete zu seinem Schwager, dem Markgrafen Adalbert, der seinerseits bei König Heinrich III. intervenierte. In der Folge kam es zu einigen Feldzügen in den Jahren 1043 und 1044, die das Schenkungsgebiet sicherlich verheerten. Noch gestaltete sich die Lage für die Menschen auf dem Freisinger Marchfeldbesitz sehr unsicher, denn die March war in diesen Jahren noch keine allseits anerkannte Grenze. Das änderte sich erst 1058: Damals erfolgte ein Friedensschluss an der March, besiegelt durch die Verlobung von Judith, der Tochter Heinrichs III., mit Salomon, dem Sohn des ungarischen Königs. Doch auch dieser Frieden hielt nur kurz, wie sich später zeigen sollte.

Vorerst wurde der Investiturstreit (1076-1122) für das Schenkungsgebiet bestimmend. Der Freisinger Bischof Meginward (1078-1098) hatte sich in dieser Auseinandersetzung zwischen Kaiser und Papst auf die Seite des Kaisers gestellt. Dadurch geriet er in direkte Konfrontation mit dem Babenberger-Markgrafen Leopold II., der auf Seite des Papstes war. Freising verlor den Zugriff auf das Schenkungsgebiet und es scheint, dass in dieser Zeit die Freisinger Dienstleute als Ministerialen in den Gefolgschaftsverband der Babenberger übertraten. Der Bischof von Passau bekannte sich zur Papstseite, und musste deshalb aus Bayern in die Babenbergermark fliehen. Hier gründete er das Stift Göttweig und Leopold II. dotierte es mit einer Reihe von Pfarren. Da der Passauer Bischof seit 1025 über den gesamten Zehent im Gebiet der Markgrafschaft nördlich der Donau verfügte, hatte er eine Zugriffsmöglichkeit auf die für Freising verloren gegangenen Güter. All diese wichtigen Details belegen wohl den Wechsel der Schenkungsgebiete von Freising in den Herrschaftsbereich der Babenberger bzw. des Passauer Bischofs. In dieser Zeit entstanden auch die Ansprüche Passaus auf die Orte Probstdorf, Schönau und Urfar (Probstorf, Schoennawe et Vruar), sowie die Patronatsrechte auf die Kirchen von Groß-Enzersdorf und Probstdorf. Das Stephanspatrozinium der Probstdorfer Kirche lässt sich sehr wahrscheinlich auf das Passauer Patrozinium zurückführen. Da der Markgraf die drei Orte in seine Verwaltung bekam und die Vogtrechte von den Herren von Pillichsdorf/Himberg ausgeübt wurden, war die Rückgewinnung der Liegenschaften für Freising sehr schwierig. Es entspann sich ein Jahrzehnte andauernder Rechtsstreit bis 1284, den die Freisinger nur teilweise gewannen. Die Herrschaft Sachsengang war bereits selbstständig geworden und unterstand den Babenbergern.

Im Jahr 1158, konnte sich allerdings Bischof Albert mit dem Herzog von Österreich (dux Austriae), Heinrich II. Jasomirgott, gütlich einigen. Die Burg Sachsengang und ein entsprechender Besitz blieben in der Hand des Babenbergers und seines Ministerialen Hartnidus de Sahsenganc. Doch das zweite große Herrschaftszentrum, zwischenzeitlich  von den Freisingern weiter ausgebaut, blieb in deren Besitz: Im Urbar von 1160 wird es neben anderen Orten genannt: Encinesdorf.

 

Die Entwicklung des Herrschaftsgebietes Groß-Enzersdorf

Mit dem Urbar von 1160 wird Encinesdorf oder Enzeinesdorf erstmals historisch fassbar. Es wird als Hauptort mit 36 Hofstätten und einem Herrschaftshof (curia villicalis) neben einer Anzahl anderer Dörfer und Siedlungen genannt und war Sitz der Verwaltung (officium Encinesdorf). Die Urbare von 1296 und 1316 zeugen von einer Vergrößerung des Ortes und berichten von 42 Höfen (feoda).

Die Urkunde von 1189 berichtet, dass Kaiser Friedrich I. im Einvernehmen mit dem Herzog Leopold und dessen Sohn Friedrich auf bestehende Rechte, damit sind Abgaben gemeint, zugunsten Freisings verzichten: „marhreht et lantgerihte et burhwerh“. Mit marhreht ist die Marchfutterabgabe gemeint, die zur Versorgung des Heeres mit (im Allgemeinen) Hafer diente und später in eine Geldzahlung umgewandelt wurde. Das lantgerihte (Landgericht, die niedere Gerichtsbarkeit) übte ein Richter im Dienste des Vogtes aus, der wiederum eine Abgabe – ergänzt durch die direkten Gerichtskosten – erhielt. Das burhwerh, das ist die Burgwerksabgabe bedeutete eine laufende Abgabe, die der Erhaltung von Verteidigungseinrichtungen und anderen für das Reich wichtigen Bauten (Straßen, Brücken) dienten und jährlich (im frühen Mittelalter auch in Form von Frondienst -> Vron = Herr) zu „dienen“ war.

Noch vor 1296 wurde Groß-Enzersdorf zum Markt erhoben. Dies musste der Grundherr administrieren. Voraussetzungen waren: Eine besondere Bedeutung des Ortes sowie eine zentrale Funktion oder günstige geographischen Lage, die entsprechende Infrastruktur und eine gewisse wirtschaftliche Blüte. Als Besitzer der niederen Gerichtsbarkeit im Herzogtum Österreich hatte Freising an einigen Orten Richter eingesetzt. In Groß-Enzersdorf deckte dieser Richter die Funktion des Marktrichters ebenfalls ab, da ein solcher bei der Abhaltung eines Marktes vorgeschrieben war. Mit dem Marktrecht war nicht nur die Erlaubnis für die Abhaltung des Marktes, sondern auch Rechtsschutz für den Markt und seine Besucher verbunden. Beides wurde vom Marktherrn (Bischof) gesichert. Streitigkeiten, die den Marktverkehr betrafen, wurden direkt, also ohne den formalen Weg der Landesgerichtsbarkeit abgewickelt. Der Marktherr garantierte die Freiheit des Handelsverkehrs sowie die Sicherheit der Wege. Als Entgelt erhob er von den Verkäufern einen Marktzoll. Das Marktrecht war ein Privileg gegenüber anderen Orten, mit eingeschlossen war das Bürger-Recht, das heißt eine bessere Rechtsstellung und ein niedrigerer Steuersatz. Der Marktort war ein eigener Rechtsraum, womit größere Freiheiten gegenüber den Grund- und Landesherren verbunden waren.

Zahlreiche Einzelheiten belegen also die gewachsenen ökonomische Bedeutung des Herrschaftsgebietes Groß-Enzersdorf. Außerdem ließen sich aus den Markt- und Burgwerkseinnahmen und der Ersparnis der Marchfutterabgabe große Projekte finanzieren. Fürstbischof Konrad III. schildert um 1316 detailreich in seinem Notizbuch die bereits bestehenden Einrichtungen im Markt (forum) Enzersdorf. Die wichtigsten Einrichtungen waren:

  • Der Wirtschaftshof (curia villicalis), dem mehrere Maier (villici) von anderen Höfen im Schenkungsgebiet unterstanden. Besonders erwähnt werden eine  cameraHeinzlini – also der (gemauerte oder gewölbte) Raum des Verwalters – und der Bischofskasten (Getreidespeicher). Der Wirtschaftshof war ein fester Ort, an dem sich viele Waffen befanden.
  • Die Burg mit dem Raum des Bischofs (camera episcopi), mit der Küche (coquina), einem Raum über dem Keller (camera super cellare) und mit der Burgkapelle. Der Burgkaplan Pilgrim (Pilgrimus capellanus) war auch der Verwalter des Getreidespeichers. In allen Räumen, auch in der Burgkapelle wurden Waffen gelagert.
  • Die Pfarre mit dem Leutpriester Bernhard (Bernhard, plebanus in Enczestorf).
  • Das Marktgericht und das Landgericht mit dem Richter (iudex) und ein Notariat (advocacia in Enczestorf) und 
  • einige spezielle Häuser (z. B. domus sagittarii, d. i. Haus des Bogners).

 

Die Herrschaftsburg muss um 1250-1300 erbaut worden sein. In den Urbaren ist sie nicht erwähnt, da sie keine Erträge ablieferte, doch von Bischof Konrad wurde sie um 1316 beschrieben. Die wirtschaftliche Lage blieb im 14. Jahrhundert günstig, deshalb konnte man damals den Bau der Stadtmauer finanzieren. Die großen Bauvorhaben, Stadtburg und Stadtmauer setzten allerdings die Erlaubnis des Landesherrn voraus.

Große Kosten erwuchsen den Freisinger Besitzungen durch den Vogt. Die Einrichtung der Vogtei war ursprünglich entstanden, um den Klöstern und ihren Gütern Schutz zu bieten. Der Aufwand des Vogtes musste aber entlohnt werden, was mit der Zeit schließlich für jene Adeligen, die eine Vogtei ausübten, zu hohen Einnahmen auf Kosten der Klöster führte. Freising hatte zwar eine wehrhafte Mannschaft, doch konnte diese den verzweigten Besitz nicht überall schützen. Die militärische Verfolgung von Rechtsbrechern und die Durchsetzung der Herrschaftsrechte bedurften meist der Blutgerichtsbarkeit. Diese auszuüben war geistlichen Herrschaften nicht erlaubt, sodass auch Freising Vögte benötigte.

 

Statt Enzersdorf

Abbildung 4: Statt Enzersdorf 1672.  Radierung von Georg Mat­thäus Vischer.

Mit freundlicher Genehmigung von Frau Dr. Mary-Rose Taeuber.

 

Diese schwere finanzielle Last versuchten die Klöster ab Mitte des 12. Jahrhunderts loszuwerden. Das war durchaus nicht einfach, denn: Es zeigte sich, dass die Lehensvogtei – ähnlich dem weltlichen Lehen – dauerhaften Charakter besaß. Ein Ende der Lehensbindungen war zumeist nur durch Herren- oder Mannfall, das heißt durch Tod der Vertragspartner, zu erreichen. Dies galt für alle Formen der Lehensverpflichtungen, es wurde nicht zwischen Güter- Amts- und Rechtsbesitz unterschieden. Dennoch konnte Bischof Albert von Freising 1158 in den Verhandlungen mit Herzog Heinrich II. einiges erreichen: Nämlich, dass die freisingischen Ämter Ebersdorf-Mampasberg, Ollern und Groß-Enzersdorf nur mehr eine günstige Abgabenpauschale an den Herzog abführen musste. Außerdem wurde festgelegt, dass „keiner der herzoglichen judices et officiales dort zukünftig etwas zu schaffen haben“. Bischof Konrad I. versuchte um ca. 1240 mit dem Versuch mit Hilfe des Herzogs Friedrich II. die Vogtei aus den Händen des Ulrich von Himberg/Pillichsdorf zu lösen. Dieses lange anstehende Problem löste sich von selbst, denn: Mit dem Tod des letzten Babenbergers änderte sich die Lage schlagartig, da sämtliche Lehen „heimfallen“ mussten. Bischof Konrad pflegte einerseits mit dem neuen Landesherrn, Ottokar II. Premysl, gutes Einvernehmen und nahm andererseits 1277 Kontakt zu König Rudolf I. von Habsburg auf. Es gelang dem Bischof die Orte Probstdorf, Schönau und Urfahr aus dem ehemaligen Lehenskomplex der Babenberger herauszulösen und darüber hinaus den Blutbann (Blutgerichtsbarkeit) für Groß-Enzersdorf zu erhalten.

 

Zum Mohrenkopf im Wappen von Großenzersdorf

1294 wurde Freising zum Hochstift erhoben, womit der Freisinger Bischof zum Fürstbischof avancierte. Emicho von Wittelsbach war der erste Fürstbischof von Freising und er führte den gekrönten Mohrenkopf seit 1284 in seinem Wappen. Der gekrönte schwarze Kopf – caput aethiopis – wurde in mehreren freisingischen Wappen aufgenommen. Der „Freisinger Mohr“ ist seit 1316 im Wappen des Bistums Freising (Bischof Konrad III.) bezeugt und wurde später in das Stadtwappen von Groß-Enzersdorf übernommen. Im Inventar der Burg werden im Jahre 1316 zwei Rundschilde erwähnt, die den Mohrenkopf in der Mitte tragen (et duo clipeos cum capitibus Ethiopium).

Noch heute ist dieses Wappen als Stampiglie in Verwendung und wird auf  vielen Formularen der Gemeinde Groß-Enzersdorf dargestellt; und für alle sichtbar, ziert es das Rathaus der Stadt. 

Wappen Groß-Enzersdorf